Die "Bücherstadt Leipzig" existiert nicht mehr
Die Stadt Leipzig war lange Zeit eine traditionsreicher Standort für Verlage und Publikationshäuser aller Art. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig wurde 1764 gegründet, selbst Goethe wurde hier unterrrichtet. Die Hochschule verlieh dem Verlagswesen der Stadt zahlreiche künstlerische Impules und steigerte die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes.
Die Leipziger Buchmesse findet seit dem 17. Jahrhundert statt. Zu DDR-Zeiten nutzte man die Leipziger Buchmesse als Aushängeschild und die Stadt scmückte sich mit der Bezeichnung "Bücherstadt".
Von diesem Glanz vergangener Zeiten ist nichts mehr übrig geblieben. Alle wichtigen Verlage haben die Stadt verlassen:
- Der Reclam-Verlag hat bereits 2006 seine Außenstelle in Leipzig geschlossen. Der Verlag residiert jetzt in Stuttgart.
- Die Leipziger Niederlassung des Insel-Verlags Frankfurt ist Ende 2009 geschlossen worden und zieht mit dem Mutterkonzern Suhrkamp nach Berlin (Quelle: MDR Sachsen).
- Das Leipziger Büro des Bibliographisen Institutes F. A. Brockhaus hat seine Niederlassung in Leipzig geschlossen. Die Leipziger Redaktion hat die letzten Ausgaben der Brockhaus Enzyklopädie herausgegeben. Der "große Brockhaus" sollte als Online-Portal freigeschaltet werden. Dazu ist es jedoch nicht mehr gekommen. Einen Teil der Archivbestände hat das Staatsarchiv Leipzig übernommen (Quelle: Sächsisches Archivblatt, Heft 2/2009, Seite 10). Die Rechte an der Marke "Brockhaus" hat die wissenmedia GmbH übernommen. Das ist ein Ableger der Bertelsmann AG. Die wissenmedia GmbH will den Namen Brockhaus zur Vermarktung von lexikalischem Wissen nutzen. Zitat Pressemitteilung:"Außerdem zeichne sich immer deutlicher ab, dass die Informationsflut aus dem Internet für den Einzelnen nicht mehr zu bewältigen sei und die Relevanz von geprüftem Wissen und Orientierung täglich steige. ... Hier sehen wir ein enormes Potenzial für die Premium-Marke Brockhaus, das wir nutzen werden."
Mein Kommentar zu diesem letztem sehr ehrenwerten und nicht ganz uneigennützigen Vorhaben: Ich glaube nicht, dass man mit Lexika noch Geld verdienen kann. Wikipedia wird mittelfristig alle Lexikon-Verlage in den Ruin treiben. Mit Lexika kann man kein Geld mehr verdienen! Die Kraft, Energie und Aktivität von Millionen Nutzern und Autoren kann keine noch so gut ausgestattete Redaktion aufbringen. Klar hat Wikipedia immer noch Schwächen und Mängel, aber diese werden mit der Zeit immer weniger.
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